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Die perfekte Jeans – made in Nittenau
Weltweit werden 1,8 Milliarden Jeans pro Jahr produziert – und ein Fertigungsbetrieb dieser beliebten Hose befindet sich in Nittenau: Bekleidungsfabrikation Horst Löscher. Dieser beweist, dass eine Jeans „made in Germany“ möglich und auch leistbar ist.
Davon wollte sich Erster Bürgermeister Benjamin Boml persönlich ein Bild machen und besuchte den Firmeninhaber Dipl.-Ing. Reinfried Löscher, der die Firma im Jahr 1976 von seinen Eltern übernommen hat, seine Tochter Paulina und die sechs Bekleidungsfertigerinnen.
Ein einmaliges Bild eröffnete sich beim Betreten der Räumlichkeiten. Zahlreiche Arbeitsplätze für die verschiedenen Arbeitsschritte, viele fleißige Hände am Nähen und Unmengen Rollen an Jeansstoff. Dieser, ehemals für Arbeitsbekleidung genutzte, Stoff stammt aus Japan. Ein Land, in dem noch auf alten Webstühlen gewebt wird, weshalb es sich hierbei um die qualitativ hochwertigsten Jeansstoffe der Welt handelt. Drei Monate dauert es, bis er mit dem Schiff nach Nittenau kommt und dann kann es endlich mit der Produktion losgehen.
Vom Zuschnitt bis zum Endprodukt dauert das Nähen einer fertigen Hose rund drei Stunden. Im Vergleich also etwa zweieindreiviertel Stunden länger als in der Industrie bei einer vollautomatisierten Produktion im Ausland. Diesen Unterschied sieht und merkt man nicht nur am Stoff, sondern auch am Tragegefühl und der Langlebigkeit.
Die Jeansproduktion selbst beginnt beim Zuschnitt. Diesen Schritt übernehmen der Chef Reinfried Löscher und die Tochter Paulina höchstpersönlich. Pro Hose werden etwa zweieinhalb Quadratmeter Stoff benötigt, um die 14 Teile der Hose zuschneiden zu können. 45 bis 50 Arbeitsgänge sind insgesamt notwendig, um das Endprodukt schließlich in den Händen halten zu können. Einer der ersten und wichtigsten Schritte ist das Nähen der Kappnähte, eine sehr haltbare Naht und das Herzstück der Hose. Dabei werden der Sattel sowie das hintere Stoffteil der Hose zusammengefügt und auch im Schritt ist diese zu finden. Weitere Arbeitsschritte, wie das Klopfen des Stoffes, damit er durch die Maschine läuft, das Nähen der Taschen, das Zusammenfügen der Vorder- und Hinterseite der Hose, das Annähen der einzigartigen Lederetiketten und das Nähen der Löcher folgen. Der letzte Schritt, das Nieten, macht die Jeans „made in Nittenau“ für 269,00 Euro perfekt.
Produziert wird für die Firma „Blaumann“ und einen weiteren namhaften Hersteller in Deutschland. Zahlreiche verschiedene Modelle, von einer schlanken bis hin zur weiten Silhouette, sind in der Produktion zu finden. Und auch verschiedene Kundenwünsche sowie Hosen in Überlänge werden produziert. Gekauft werden können die Hosen im Einzelhandel und im Internet.
Dass das Interesse an den Hosen groß ist, zeigte sich auch nach dem Bericht des Bayerischen Rundfunks. Max Schmidt war im März dieses Jahres auf der Suche nach der perfekten Jeans und fand diese schließlich in Nittenau. Über drei Millionen Klicks und hunderte Schreiben waren die positive Resonanz daraus. Doch eine Jeans aus Deutschland ist schon lange kein Trend mehr. Laut Dipl.-Ing. Reinfried Löscher ist das Thema Nachhaltigkeit, sowohl in der Produktion, als auch beim Waschen, in der Modeindustrie schon lange angekommen: „Wir haben ein jährliches Wachstum von 20 bis 25 Prozent zu verzeichnen.“ Eine überaus erfreuliche Veränderung. Nach der Wende brach nämlich das Geschäft ein und zahlreiche deutsche Firmen mussten Konkurs anmelden. Preiskämpfe und Druck gehörten zum Alltag, aber trotz des schwierigen Geschäftes blickte der Firmeninhaber immer nach vorne. Aktuell ist er sogar auf der Suche nach weiteren Mitarbeitenden, um den Bedarf an nachhaltigen Hosen aus Deutschland decken zu können. Außerdem bildet der Betrieb aus und bietet eine Stelle zur Bekleidungsfertigerin an.


